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Die Enstehungsgeschichte des BbAB

Achim Walter Neunzling hatte Anfang der 90er Jahre durch Zufall festgestellt, dass es damals keine Informations- und Beratungsstellen gab, bei denen sich Körperbehinderte global über die Themen Führerschein, Fahrzeug, Zusatzausstattungen, Förderungen oder Zuschüsse usw. informieren konnten. Wer entsprechende Informationen benötigte mußte sich diese bei den Straßenverkehrsbehörden, Versorgungs- und Arbeitsämtern, Kfz-Umrüster usw. einzeln besorgen. Selbst die großen Sozial- und Behindertenverbände (VdK, Reichsbund, Club Behinderter und ihrer Freunde usw.) konnten bei konkreten technischen Fragen in Bezug auf das Auto kaum helfen.

In den neuen Bundesländern waren die Informationsmöglichkeiten sogar katastrophal.

Parallel kam die Frage auf, warum bestimmte Berufsgruppen (wie zum Beispiel Journalisten) bei einigen Automobilfirmen Sonderrabatte erhalten und die Gruppe der Behinderten nicht.

Vor diesem Hintergrund wurde 1994 von Achim Neunzling der BbAB als überregionale „Spezialorganisation“ gegründet. Zweck des Vereins ist satzungsgemäß von Anfang an die Kostenminimierung in Bezug auf die Fahrzeuganschaffung und Haltung sowie der Bereich Information für Aktiv- und Passivfahrer, Kfz-Hersteller, Presse usw. sowie Erfahrungsaustausch unter Behinderten.

Da wegen des alten Wettbewerbsrechtes die Gewährung von Behindertenrabatten nicht möglich war, wurde von 1997 bis 2003 ein Weg gefunden, wie der BbAB die Anschaffungen von Fahrzeugen des Fiat Konzerns (Fiat, Lancia und Alfa Romeo) mit DM 2.350,-/ € 1.200,- unterstützen konnte.

Projekt „Behindertenrabatt beim Autokauf“

Nach Änderung des Rabattgesetzes im Jahre 2001 wurde das Thema Rabatte für Behinderte in einer Kooperation mit Renault ab April 2002 erstmals umgesetzt und sehr erfolgreich praktiziert. Der BbAB nimmt für sich in Anspruch, die offiziellen Behindertenrabatte beim Autokauf initiiert zu haben.

Projekt „Rolli-In®“ (2004 – 2007)

Ebenfalls auf die Liste seiner Erfolge setzt der BbAB die Popularisierung der „Rolli-In“-Fahrzeugen; diese Bezeichnung schuf Achim Neunzling für die Großraum-Pkws, die es ohne optische Veränderungen erlauben, Behinderte im Rollstuhl zu befördern (Renault Kangoo, VW Caddy und Co.). Durch die Abbildung eines Renault Kangoos mit dem dazu notwendigen Spezialeinbau im Heck in diversen Zeitungen und Zeitschriften erfuhr im Sommer 2002 diese Fahrzeuggattung eine große Steigerung der Bekanntheit – vor allen bei Personengruppe, die keine Fachmessen besuchen oder Fachpublikationen lesen.

Im Rahmen eines Projektes mit dem Namen „Rolli-In“ trug der BbAB seit dem Herbst 2004 dazu bei, dass durch eine stärkere Präsenz und Verfügbarkeit solcher Fahrzeuge Rollstuhlfahrern in Zukunft zu mehr Mobilität verholfen wird. Als Demonstrationsobjekt für Interessenten im privaten und gewerblichen Bereich standen eigene Fahrzeuge in Saarbrücken zur Verfügung.

Durch die Initiative zur Entwicklung eines Umbaus, der es wahlweise ermöglicht einen Rollstuhl-Passagier aufzunehmen oder den Kofferraum zu nutzen, hat der BbAB eine neue Ära bei den Beförderungsfahrzeugen eingeleitet. Die alternative Nutzungsmöglichkeit dieser Doppelfunktions- oder kurz „DF-Rampe“ erlaubt einen vielseitigeren Einsatz des damit ausgestatteten Mini-Vans. Dies ist vor allen bei Miet- und Taxi-Fahrzeugen von entscheidender Bedeutung. Das Projekt „Rolli-In“ wurde Ende 2007 abgeschlossen.

Projekt „Elektronische Hilfen“

Um die Zuverlässigkeit von serienmäßig im Fahrzeug vorhandenen elektronischen Hilfen wie Chip-Karte statt Schlüssel, elektrisch betriebene Handbremse, Licht- und Scheibenwisch-Sensor, Einparkhilfen usw. im Dauerbetrieb zu testen, war von Februar 2008 bis November 2009 ein Renault Scénic beim BbAB im Einsatz. Im Rahmen eines Langzeit-Tests wollte der BbAB neben der Alltagstauglichkeit der Systeme unter anderem auch eigene Erfahrungen in Bezug auf den Spritverbrauch des Dieselmotors mit Russfilter und Automatikgetriebe sammeln. Die Ergebnisse sind in einem Artikel der Zeitschrift HANDICAP veröffentlicht worden.
Artikel in HANDICAP Ausgabe 2/2009

Den richtigen „Riecher“ gehabt

Ein weiterer Beweis für den Weitblick des BbAB ist folgender: Achim Neunzling hat 1996 beim Erscheinen des Renault Scénic das große Potential dieser neuen Fahrzeuggattung mit ihren höher positionierten Sitzen für Personen mit Rücken-, Becken- oder Hüftproblemen (sowie älteren Menschen) erkannt und sich für die Schaffung eines Bekanntheitsgrades bzw. Imagebildung der Minivans eingesetzt. Da es diese Fahrzeuge mittlerweile in allen Klassen zu haben sind, sieht sich Neunzling bestätigt.

Ansichtssache: Mechanik vor Elektronik

Bei Umrüstungen hat der BbAB eine klare Philosophie: Beim Umbau möglichst mechanische Teile – wegen der höheren Zuverlässigkeit. Elektronik nur wenn mechanisch schwer möglich, wie zum Beispiel bei Bediengeräten am Lenkrad usw.

Ein besonderes Anliegen des BbAB

Seit Jahren engagiert sich der BbAB für das Tragen von Warnwesten wenn man außerhalb geschlossener Ortschaften das Fahrzeug verlässt und sich auf der Fahrbahn oder dem Randstreifen aufhält.

Gerade behinderte oder ältere Personen, rät der BbAB-Vorsitzende Achim Walter Neunzling, sollten zu Ihrer persönlichen Sicherheit eine Warnweste immer im Fahrzeug griffbereit haben und bei einer Panne oder Unfall vor dem Aussteigen anlegen. Es geht um die Signalwirkung, sagt Neunzling, denn während sich Menschen ohne Behinderung in Gefahrensituationen möglicherweise noch durch einen Sprung zur Seite retten können, haben Personen mit gehandicaptem Bewegungsapparat diese Chance nicht.

Erhöhung der Kraftfahrzeughilfe von 9.500 auf 22.000 Euro

Durch eine gemeinsame Initiative des BbAB zusammen mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) wurde der maximale Förderbetrag nach der Kraftfahrzeug-Hilfeverordnung für ein Fahrzeug zur Erreichung des Arbeitsplatzes durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Juni 2021 von 9.500 EUR auf 22.000 EUR erhöht.

Die finanzielle Förderung eines Autos lag seit dem Jahr 2002 bei 9.500 EUR. Durch die stetige Preisentwicklung für Neuwagen in den letzten Jahren reichte dieser Betrag jedoch oft nicht mehr aus, ein geeignetes Fahrzeug ohne eine erhebliche Selbstbeteiligung zu erwerben. In vielen Fällen konnten anspruchsberechtigte Personen trotz der Förderung kein Auto anschaffen, weil es ihnen nicht möglich war, den Differenzbetrag aufzubringen.

Der Vorsitzende des BbAB, Achim Neunzling, und die VDA-Präsidentin Hildegard Müller sehen in dem Erfolg einen wichtigen Beitrag zur „Auto-Mobilität“ von Personen mit Handicap.